Die 3 Formen des Autismus – kurz und einfach erklärt!

Bekannt sind, „Frühkindlicher Autismus“, „Asperger-Syndrom“ und „Atypischer Autismus“. Die Symptome äußern sich in unterschiedlichen, doch sehr ähnlichen Eigenschaften. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und wird heute als „Autismus-Spektrum-Störung“, (ASS) gekürzt, bezeichnet.

Die Eigenschaften autistischer Störungen können in folgenden Bereichen auftreten:

  • sozialen Kompetenzen
  • Kommunikation
  • Sprache
  • Wiederholte stereotypischer Verhaltensweisen

Dazu gehört:

  • Der Umgang mit anderen Menschen
  • Die emotionale Ebene
  • Schwierigkeiten im Dialog
  • Oft wiederholte Rituale.

📌 Ziel ist es immer, individuell Fähigkeiten der Betroffenen zu fördern als auch gezielt Schwierigkeiten abzubauen und zu mildern.

Menschen mit Autismus sind hervorragende Menschen und haben zwar aufgrund ihres Krankheitsbildes Einschränkungen, jedoch herausragende Fähigkeiten.

Im Zusammenhang treten oft mit autistischen Kindern, Inselbegabungen auf. Kinder sind in bestimmten Gebieten außerordentlich begabt.

➤ Mit gezieltem Training und Förderung durch z.B. Therapien, gelingt es Kompetenzen aufzubauen und Fähigkeiten zu regulieren. Hilfestellungen können sowohl persönlich als auch mit Gegenständen, Betroffenen den Alltag erleichtern.

Disclaimer:

Dieser Artikel ersetzt keine fachliche Beratung. Die Inhalte dienen nicht zur eigenständigen Diagnose. Bitte wende dich stets an einen Facharzt.

Was ist Autismus? - Das sind alle wichtigen Fakten

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Was ist Autismus?

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und wird nach dem internationalen Klassifikationssystem von Krankheiten, dem ICD-11 (alte Version: ICD-10) als medizinische Diagnose definiert. Es wird zwischen 3 Subtypen unterschieden. Der „Frühkindlicher Autismus“, das „Asperger-Syndrom“ und der „Atypischer Autismus“.

Alle drei Formen haben leicht unterschiedliche Merkmale. Jedoch fällt die Unterscheidung in der Praxis immer schwerer, da zunehmend leichtere Formen der einzelnen Störungsbilder diagnostiziert werden.

Daher wird heute der Begriff der „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS) als Sammelbegriff für das gesamte Spektrum autistischer Störungen häufig verwendet.

📌 Originale Version des ICD-11 in Englisch: Hier

Wie zeigt sich Autismus?

Das Erscheinungsbild ist je nach Form und Schweregrad sehr unterschiedlich.

💡 Manche Betroffene entwickeln nur einen leichten Autismus und können den Alltag eigenständig sehr gut bewältigen, andere sind schwer behindert und auf Hilfe angewiesen. Ebenso gibt es auch Betroffene, die begabt oder hochbegabt sind und im späteren Beruf für gezielte bestimmte Aufgabenbereiche eingesetzt werden.

Merkmale_Geistige_Behinderung
Merkmale_Geistige_Behinderung

Bildquelle: Von Dipl.-Biologin Elena Stargardt

Bildunterschrift: Merkmale einer geistigen Behinderung.
Bei Patienten mit einer geistigen Behinderung werden vor dem 18. Lebensjahr ein IQ von kleiner
als 70 und Einschränkungen adaptiver Verhaltensweisen festgestellt.

Außerdem kommt es vor, dass Autisten eine Inselbegabung aufweisen, auch genannt Savant-Syndrom. D.h. sie haben eine außergewöhnliche Begabung in einem bestimmten Gebiet, wie z.B. ein fotografisches Gedächtnis.

Persönliches Beispiel: In Berührung kam ich mit einem Kind, welches sich alle U-Bahn, Bus und S-Bahn-Stationen in der richtigen Reihenfolge merken konnte. Jedoch kommt dies nicht sehr häufig vor.

➤ Autismus ist demnach nicht nur eine Störung. Betroffene haben sowohl Beeinträchtigungen als auch große Stärken und Fähigkeiten.

Wie sind die Merkmale?

Die meisten autistischen Menschen kennzeichnen sich durch einige Hauptmerkmale:

  • Störung der sozialen Fähigkeiten im Kontakt mit anderen Mitmenschen
  • Beeinträchtigung der Kommunikation und Sprache
  • Wiederholte und stereotypische Verhaltensweisen

📌 Auf die Bedeutung dieser Merkmale wird gleich genauer eingegangen!

Unterschied der Formen des Autismus

Die drei Formen des Autismus
Die 3 Formen des Autismus - kurz und einfach erklärt! 4

1. Frühkindlicher Autismus

Der frühkindliche Autismus, auch Kanner-Autismus genannt, zeigt sich bereits vor den ersten 21/2 Lebensjahren und ist als der „klassische“ Autismus bekannt. Wenn von Autismus gesprochen wird, ist oft der frühkindliche Autismus gemeint. (Tölle, R. & Windgassen, K., S. 232)

Typisch für diese Form sind die klassischen Hauptmerkmale, welche im Kapitel zuvor erwähnt wurden.

💡 Demnach sind dies die mangelnde sozialen Fähigkeiten, die Schwierigkeiten in der Sprache und Kommunikation und das Zeigen stereotypischer Verhaltensweisen.

2. Asperger-Syndrom

Im Vergleich zeigt sich diese Art erst ab dem dritten Lebensjahr.

💡 Betroffene zeigen ähnliche Merkmale wie beim frühkindlichen Autismus, welche allerdings weniger stark ausgeprägt sind.

Oft ist es so, dass die Menschen auffällige Sonderinteressen haben, ein besonderes Interesse für eine spezielle Sache. Bei Asperger Autisten kommt häufig hinzu, dass sie motorisch ungeschickt und tollpatschig sind (Remschmidt, H. & Kamp-Becker, I.).

3. Atypischer-Autismus

Der Atypische Autismus wird dann diagnostiziert, wenn …

  • … nicht alle Merkmale des frühkindlichen Autismus erfüllt sind
  • … Merkmale erst ab dem dritten Lebensjahr auftreten
  • … beides zutrifft

📌 Weitere Beispiele findest du in „Frühkindlicher Autismus„, Kapitel 2.2.2 (Seite 13-14)

Bedeutung der Symptome

▶️ Bei der Bedeutung der Symptome beziehe ich mich öfters auf Kinder, da dieser Artikel u.a. für die Erzieherausbildung gedacht ist.

Störung der sozialen Fähigkeiten

Vielen Autisten fällt es schwer, soziale Beziehungen aufzubauen und in Interaktion zu treten. Dies kann sich bereits im Säuglingsalter bemerkbar machen, da Babys hier möglicherweise dem Blickkontakt der Mutter ausweichen.

📌 Dies sollte eigentlich auf dem Gegenteil beruhen, dass ein intensiver Blickkontakt gesucht wird.

➤ Die Kinder zeigen keine Reaktionen auf das Lächeln der Mutter.

Das Kind zeigt im Allgemeinen kaum Reaktionen auf die Umwelt, was den Eltern, vor allem nach der Geburt, große Sorgen bereitet. Sie nehmen ihre Mitmenschen oft nur dann wahr, wenn ihre Bedürfnisse wie Hunger oder Schlaf erfüllt werden.

Die Problematik, dass Betroffene autistische Menschen lieber für sich allein sind, zieht sich bis in das Kindes, Jugend und Erwachsenenalter.

Schwierigkeiten, Gefühle anderer zu erkennen, zu verstehen und auch ihre eigenen auszudrücken

Dies kann zu Schwierigkeiten und Missverständnissen führen, aber auch kann dieses Verhalten auf andere total komisch und unangemessen wirken.

Beispiele:

  1. Das autistische Kind ist laut, während andere Kinder schlafen und der Betroffene keinerlei Gespür dafür hat.
  2. Das autistische Kind kann die Gefühle eines anderen nicht richtig interpretieren und versucht auf eigene Art und Weise, zu trösten.

Sie zeigen spontane Gefühlserregungen wie Freude oder Interesse an bestimmten Tätigkeiten oder es kann auch passieren, dass sie grundlos einen Lachanfall bekommen, ihre Stimmungslage nicht anpassen können.

Auffälligkeiten der Kommunikation und Sprache

Autistische Kinder zeigen sowohl häufig auf der verbalen als auf der nonverbalen Ebene Schwierigkeiten in der Kommunikation.

Dies geht einher mit weiteren Besonderheiten, wie dass die autistischen Menschen u.a. keinen Blickkontakt beim Sprechen halten können, die Gesichtsausdrücke oder den Tonfall anderer nur schwer interpretieren können und gar nicht wissen, was mit der Mimik oder Gestik denn jetzt gemeint ist.

💡 Bei dem frühkindlichen Autismus ist die Sprachentwicklung beispielsweise stark verzögert oder bleibt ganz aus, hingegen beim Asperger-Syndrom ist die Sprache sehr hoch entwickelt.

Die Kinder sprechen oft (wenn sie sprechen) die gleichen Sätze. Der Umfang ist sehr begrenzt und einseitig.

➤ Daher kann es z.B. vorkommen, dass sie immer nur bestimmte Worte wiederholen.

Aufgrund der fehlenden Sprachmelodie in der Kommunikation, wirkt das Gesprochene wie ein Roboter, bzw. sehr monoton und abgehackt.

Ironie oder Anspielungen

Wenn Menschen im Gespräch Ironie verwenden, wird das von betroffenen Personen nicht verstanden. Auch fällt es ihnen schwer, Anspielungen, Witze und Scherze zu verstehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen Humor besitzen!

(Mehr zu diesem Thema: Soziales Verständnis)

Das Zeigen wiederholter, stereotypischer Verhaltensweisen

Auszug aus eigener Arbeit:

In meiner Arbeit in der heilpädagogischen Tagesstätte habe ich das „Zeigen stereotypischer Verhaltensweisen“ schon oft beobachten können.

📌 Ich finde es unglaublich faszinierend, wie stark Betroffene, bestimmte Handlungen, Rituale und Gewohnheiten immer wieder ausführen und dies auch überhaupt nicht langweilig wird. Sei es immer wieder dasselbe Buch hintereinander anschauen.

Wenn sie im Gegenteil unterbrochen oder gehindert werden, sind sie extrem enttäuscht. Dies kann sogar mit Schreianfällen oder Panik einhergehen.

Beispiel:

Sie wollen bestimmte Handlungsabläufe, die für uns ganz bedeutungslos erscheinen, in einer bestimmten Reihenfolge oder in einem für sich vereinbarten Ritual ausführen, weil sie das für ihre Struktur benötigen.

Schwierigkeiten, mit Veränderungen umzugehen und diese zu akzeptieren

Beispiel:

Der Turntag im Kindergarten war zum Beispiel immer an einem Mittwoch. Nun hat sich der Tag jedoch auf einen Donnerstag verschoben.

Dies zu verarbeiten und hinzunehmen ist unglaublich schwierig, dauert lange und diese Routine muss jede Woche ausdrücklich gesprochen wiederholt werden.

💡 Eine Veränderung bringt für das autistische Kind vorerst Unsicherheit mit sich und die Struktur, die sonst immer vorherrschend ist, wird hier durcheinandergebracht.

Zu viele Reize wirken überfordernd für das Kind.


Zusammenfassend möchte ich noch zu der Störung hinzufügen, dass man sich im Umgang mit Autisten immer wieder vor Augen führen sollte, dass sowohl das Verhalten, dass das wie der Autist ist und handelt, auf mich als gesunden Menschen genauso merkwürdig erscheint, wie für den Menschen mit Autismus.

Für Betroffene ist es ebenso schwierig, mit gewohnten Verhaltensweisen von uns umzugehen, es beruht demnach auf Gegenseitigkeit.

Ursachen von Autismus

Es wird davon ausgegangen, dass autistische Störungen vorwiegend durch genetische Ursachen zustande kommen, z.B. durch Veränderungen im Erbgut (Kowal-Summek, L).

Wenn ein Elternteil oder ein Kind daran erkrankt ist, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein weiteres Kind an Autismus erkranken könnte. Experten sagen, die Wahrscheinlichkeit ist um das 50-fache erhöht (Quelle), dies muss aber natürlich nicht der Fall sein.

📌 Es lassen sich außerdem Besonderheiten in der Gehirnentwicklung feststellen, dass bestimmte Hirnregionen anders ausgebildet sind als andere und dies vielleicht die Ursache für den Mangel an sozialen oder kommunikativen Fähigkeiten sein könnte (Ergänzender Artikel zum Thema „Gehirnforschung“ Kapitel 1.4, S. 16).

Es wurden einige Untersuchungen durchgeführt, die Ergebnisse sind aber nicht einheitlich. Wie stark und in welchem Zusammenspiel, sich das auf die Betroffenen auswirkt, ist nicht zu 100% definiert und wird unterschiedlich diskutiert.

Klar ist aber, dass das Verhalten der Eltern nicht die Ursache von Autismus ist! (Quelle)

Behandlung – Was kann autistischen Menschen helfen?

  • Da jedes autistische Kind anders ist, sind auch die Therapiemöglichkeiten andere, die zum Einsatz kommen können
  • Es wird versucht, die individuellen Fähigkeiten zu fördern, Schwierigkeiten abzubauen und zu mildern, wie z.B. die sozial- kommunikativen Kompetenzen
  • Helfen kann eine Therapie in Einzelarbeit mit dem Kind oder in der Gruppe oder unter Einbezug der Eltern, mit dem Ziel Fähigkeiten zu regulieren
  • In meiner Arbeit helfen wir den Kindern mit einem Belohnungssystem, dies hilft den Kindern die Wahrnehmung auf einen Fokus zu lenken und unterstützt auch bei Veränderungen im Alltag
  • Eine Verhaltenstherapie kann helfen, stereotypische Verhaltensweisen abzubauen. Hier ist der Kontakt zu anderen „gesunden“ Kindern förderlich, z.B. durch Rollenspiele
  • Die Sprache kann durch Logopädie trainiert und das Sprechen gefördert werden
  • Eine andere Möglichkeit ist, das Erstellen von visualisierten Handlungsplänen für das Kind, individuell in der Gruppe oder zu Hause

Visualisierte, bildlich dargestellte Handlungen bringen Sicherheit für autistische Kinder. Sie können dadurch gehörte Informationen besser verarbeiten, zudem sie eine ausgeprägte Aufnahmefähigkeit über das Sehen besitzen.

💡Als Hinweis: Versuche und erprobe dich, was unterstützen kann und schau, was dem autistischen Kind individuell hilft.


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1 Kommentar

  1. Guten Tag, sehr interessante Informationen, ich bin Vater 2 autistischen Söhne, besteht die Möglichkeit dass ich auch Autist bin, kann ich als Vater 1 genetische Untersuchung durchführen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Moez Ben Saad

    Antworten

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